Es gibt eine Menge Gründe, weshalb es wichtig ist, gebisslose Zäumungen auf Turnieren in allen Disziplinen sowie in allen Leistungsklassen zu erlauben. Dabei geht
es um den fairen Umgang mit dem Pferd insbesondere dort, wo sich Vorbilder des Reitsports präsentieren sollten. Dazu zählen sicher Reitturniere.
Dazu sollte erst einmal erklärt werden, weshalb uns die gebisslose Reiterei so am Herzen liegt. Dabei geht es um psychische und physische Schäden, die ein Pferd von
dem Gebrauch einer Zäumung mit Gebiss tragen kann.
Ein paar einleuchtende Beispiele:
Forschungen ergaben, Zäumungen mit Gebiss können Pferden auch ohne reiterliche Einwirkung Schaden, da durch den Druck auf die Zunge natürliche Reflexe ausgelöst
werden, die normalerweise zur Nahrungsaufnahme dienen. Hohe Speichelproduktion, Veränderung des Gaumens und Aktivität des Magen-Darm-Trakts korrelieren unter anderem mit den körperlichen
Anforderungen für Muskelaktivität und erhöhtem Sauerstoffbedarf bei der täglichen Arbeit.
Dadurch entsteht nicht nur weniger Leistungsfähigkeit des Pferdes sondern können Atemprobleme und damit verbundener psychischer Stress verursacht
werden.
Des weiteren ist im Pferdemaul kein ausreichender Platz für ein Gebiss. Das Pferd erträgt einen ständigen Druck auf einem seiner empfindlichsten Organe, der Zunge,
oder auch im Gaumen.
Hinzu kommt noch der Sperriemen, der dem Pferd Atmung und Abschlucken erschwert.
Das ist nicht nur unangenehm, sondern zusätzlich zu dem o.g. Beispiel unserer Meinung nach einfach sinnfrei. Weshalb sollte ein Pferd ständig ein Signal erfahren,
wenn es doch auf minimale Hilfen reagieren soll? Um sich von diesem ständigen Druck zu unterscheiden, müsste der Druck einer Zügelhilfe, immer noch höher sein, als der ohnehin schon unangenehme
Einfluss des ruhendem Gebiss im Pferdemaul. Dadurch wird ein „feines Reiten“ ausgeschlossen.
Dies sind nur zwei Beispiele (den offensichtliche Missbrauch dieser "wirksamen Waffe" im Pferdemaul noch nicht einmal mit einbezogen). Eine Liste mit negativen
Beispielen ließe sich sicher um unzählige Erklärungen verlängern.
Viele Menschen verbinden das gebisslose Reiten mit Gefahr. "Was ist, wenn das Pferd durchgeht, wie soll es aufgehalten werden?". Darauf gibt es eine ganz einfache
Antwort: Hat das Pferd nicht ausreichend Vertrauen zu dem Reiter, wird es ohnehin auch mit Gebiss im Maul nicht aufzuhalten sein, wenn es sich wirklich aus einer Gefahr retten möchte. Schmerz im
Maul verschlimmert diese Situation womöglich noch. Wird einem Pferd mit gebissloser Zäumung gelehrt, wie es anhalten soll, wird das gebisslose Reiten nicht zur Gefahr. Weshalb sollten sonst
mittlerweile sogar zahlreiche Versicherungen Schadensbegleichung einwilligen, auch wenn der Reiter bei einem eventuellen Unfall keine Zäumung mit Gebiss verwendet hat?
Ein weiteres Vorurteil der gebisslosen Reiterei ist z.B, dass es unmöglich sei ein Pferd ohne Gebiss in Anlehnung zu reiten, damit es sich korrekt und "gesund"
bewegen könne. Es IST möglich, auch gebisslos, ein Pferd in allen 3 Gangarten mit feiner Anlehnung v.a.
zu reiten. Es gibt kein störendes Gebiss mehr, an das sich das Pferd "anlehnen" soll/muss.
Die Anlehnung kommt mit dem Vertrauen in die Reiterhand. Die Reithand die keinen Schmerz mehr verursacht!
Auch hier ist immer wieder das Argument zu hören, mit Kandare bräuchte man ja nur zu "klingeln", könne die Signale feiner setzen. Was von außen vielleicht "fein"
aussieht ist für das Pferd mit Schmerz verbunden, und je "aufwändiger" die Zäumung, desto größer der Schmerz. Und aus Angst vor diesem Schmerz und dessen Vermeidung reagieren die Pferde schneller
und "gehorsamer". Ich nenne es auch den "Kandaver-Gehorsam" :-(
Und damit endlich mehr Leute erfahren, dass alles was man mit seinem Pferd lernen, absolvieren, gewinnen, erfahren oder erleben möchte auch gesund, fair und
pferdefreundlich realisiert werden kann, ist es mir ein sehr großes Anliegen, dass das Reiten ohne Gebiss auch auf Turnieren jeglicher Disziplin und Leistungsklasse erlaubt ist!
Grade auf Turnieren sollten Reiter ein Vorbild für andere sein dürfen.
Ein Vorbild dafür, dass es auch anders geht!